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Schutzhaus Wurmlingen

... eine Reise in die römische Zeit.

Geschichte der Anlage

In den Jahren 73./74 n. Chr. überschritten im süddeutschen Raum römische Truppen die Donau und besetzten die nördlich des Flusses gelegenen Gebiete. Gleichzeitig baute man die Fernstraße, die von Straßburg und Offenburg über Rottweil nach Tuttlingen an der Donau führte und damit auch unmittelbar den Wurmlinger Raum passierte.

Schon nach der römischen Inbesitznahme wurde das Land mit Gutshöfen ( villae rusticae ) aufgesiedelt. Ein solcher Betrieb entstand gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. auch am Westrand der heutigen Gemeinde Wurmlingen. Auf halber Hanghöhe und in der Nähe der Quelle gelegen, war die Anlage nur wenige hundert Meter von der im Tal vorbeiziehenden Fernstraße entfernt, deren Reiseverkehr den Villenbebewohnern vielfältige Einnahmen bot. Zunächst nur in Holz- bzw. Fachwerkbauweise errichtet, nahm der Betrieb dann im 2. Jahrhundert einen solchen Aufschwung, dass etwa um 150 n. Chr. die Holzkonstruktionen komplett abgerissen wurden und anschließend durch drei Steingebäude ersetzt wurden.

Die Wurmlinger villa rustica verfügte über ein 21 x 29 Meter großes Wohnhaus, einen Wirtschaftsbau und ein Badegebäude. Im Vergleich mit anderen römischen Gutshöfen in Süddeutschland erreichte die Wurmlinger Anlage jedoch nur bescheidene Ausmaße. Wie zahlreiche Kleinfunde aber zeigen, erfreuten sich ihre Bewohner eines bescheidenen Wohlstands. Das wichtigste Gebäude ist zweifellos das Badehaus, das als eine Besonderheit in die Geschichte eingegangen ist.

Baugeschichte der Anlage

Die villa rustica mit Wirtschafts- und Badegebäude ist eine Gebäudegruppe in der Nähe der antiken Fernstraße von Straßburg zur Donau. Sie wurde in 4 Bauphasen zwischen ca. 80 und 250 n. Chr. genutzt. Nach dem Abzug der Römer wurde der Platz noch für ca. 100 Jahre von Alamannen bewohnt.

Baugeschichte:

I. Römische Holzbauphase ca. 80 - 160/170 n. Chr.
Ein Fachwerkbau an der Stelle des Wirtschaftsgebäudes bildete das Haupthaus. Das Bad war vielleicht schon in Stein errichtet.

II. Erste Steinbauphase 160/170 - um 200 n. Chr.
Neubau des Hauptgebäudes in Steinbauweise und Errichtung des Wirtschaftsgebäudes in Stein.

III. Zweite Steinbauphase um 200 - 230/240 n. Chr.
Im frühen 3. Jahrhundert herrschte ein gewisser Wohlstand bei den Bewohnern, nachgewiesen durch Kleinfunde hoher Qualität. Das Hauptgebäude wird nach einem Brand vor allem im Kellerbereich umgebaut.

IV. Dritte Steinbauphase 230/240 - um 260 n. Chr.
Das Hauptgebäude brennt ab, ohne dass es wieder aufgebaut wird. Das Badegebäude wird als Wohnhaus hergerichtet und bis zum Abzug der Römer bewohnt.

V. Alamannische Phase 260 - um 350 n. Chr.
Die Alamannen lassen sich bei der verlassenen villa rustica nieder. In den Ruinen des Badegebäudes errichten sie ein Speichergebäude, indem sie die Trennmauer zwischen Tepidarium und Caldarim abreißen und die Fußbodenheizung entfernen. Außerdem wurde ein alamannisches Gruben- und Wohnhaus auf dem Areal der villa rustica nachgewiesen.

Römisches Bad

Mit Abmessungen von ca. 8 x 8m ist das Badegebäude der kleinste Bau der Villa Rustica. Dennoch waren hier alle Einrichtungen vorhanden, die der römische Badeablauf erforderte:

Man betrat das Bad von der Nordostseite und gelangte in den Umkleideraum. Von dort betrat man den östlich angrenzenden Raum, der mit einer Fußbodenheizung auf ca. 25 Grad C erwärmt war. Er diente auch als Wärmeschleuse wie auch zum körperlichen Aufwärmen, bevor man das Heißbad betrat. Dieses befand sich im größten Raum des Badegebäudes und war auf ca. 35 Grad erwärmt. Anders als im benachbarten, lauwarm beheizten Raum befand sich hier in der kleinen Apsis noch ein Warmwasserbecken mit einer Wassertemperatur von ca. 40 Grad C. Nach dem Verlassen des Beckens begab sich der Badende zur Abkühlung in das Kaltwasserbecken, um sich anschließend auf einer Liege im lauwarm beheizten Raum zu entspannen.

Alamannische Zeit - Neuer historischer Befund

alamannische Holzbalken im Fußboden des Bades

Nachdem die Römer die Villa Rustica verlassen hatten, kamen die Alamannen nach Wurmlingen, bauten ein Holzhaus in der Nähe des ehemaligen Wohnhauses und ein weiteres in der Ruine des Badegebäudes. Dies geschah kurz nach dem Weggang der letzten römischen Bewohner. Vermutlich kamen die neuen Siedler aus dem Elbgebiet. Neben strategischen Gesichtspunkten bot die Villenruine aber auch unmittelbare Vorteile: Die oberhalb des Platzes befindliche Quelle sicherte die Wasserversorgung.

Die im Umland der Anlage brach liegenden Äcker konnten übernommen werden, so dass die Rodung zur Flächengewinnung entfiel. Schließlich war in den verfallenen Gebäuden viel Altmetall vorhanden.

Wann genau und unter welchen Umständen die alamannischen Siedler die Wurmlinger Villenruine schließlich verlassen haben, kann man derzeit nur vermuten. Nach der Mitte des 4. Jh. scheint jedoch die Anlage endgültig verlassen worden zu sein.